Aquarium in Deutschland, 6.-15. November 1999

Autoren: Andrej Sabelfeld und Chris Wachsmuth

 

Der dritte Tag (8.11.99), Münster - Berlin

Karl holte um 11.00 Uhr im Hotel diejenigen ab, die am Stadtrundgang teilnehmen wollten: Sur, Gontschik, Stas, Rubik und ich. Deduschka war nach den nächtlichen Experimenten nicht aus dem Bett zu bekommen und blieb in seinem Hotelzimmer, auch wenn das Zimmermädchen ihn zwecks Reinigungsarbeiten aus dem Zimmer locken wollte. Karl zeigte uns Münster und erzählte eine Unmenge interessanter Sachen aus der Geschichte der Stadt. Münster ist ideal für Stadtrundgänge - im Zentrum gibt es eine große Fußgängerzone mit Kirchen, dem Rathaus, Geschäften - kurz, mit allem, was eine vernünftig restaurierte deutsche Stadt ausmacht. Wir besuchten natürlich auch den berühmten Friedenssaal, in dem der Westfälische Frieden, der den Dreißigjährigen Krieg beendete, unterzeichnet wurde. Außerdem schauten wir uns um 12.00 Uhr das Glockenspiel der astronomischen Uhr des Münsteraner Doms an.

Zu um zwei kehrten wir zurück- luden das Gepäck ein und machten uns auf den Weg ins Stadtzentrum zum Mittagessen. Gudrun hatte das "Pinkus" ausgewählt, eine die hauseigene Gaststätte einer historischen Brauerei. Es gab ein typisch westfälisches Gericht - verschieden Würstchen, Schmorkraut, Bohnen und Kartoffeln. Natürlich beendeten wir nicht, wie geplant, das Mahl bis um drei. Aber wir waren etwas unter Zeitdruck - am Abend wartete auf uns in Berlin ein Abendessen, und es waren an die 500 Kilometer bis dorthin.

Um halb Fünf lösten wir uns dann doch von den Tischen, umarmten und küßten Gudrun und Karl und fuhren mit unserem aus drei Wagen bestehenden Konvoi. Vorneweg Chris in seinem eigenen Auto (mit Boris, Ded und Sur), in der Mitte Pawel im Kleinbus und am Ende Andrej (mit Stas und Boris.ru) in seinem Wagen. Chris und Stas waren mit Handys ausgerüstet, mit deren Hilfe der Kontakt zwischen erstem und letzten Wagen aufrecht erhalten wurde.

Fünfhundert Kilometer, das bedeutet in Deutschland ca. vier Stunden, unter Berücksichtigung der diversen Baustellen - viereinhalb. Eventuelle Staus waren in diese Berechnung nicht mit eingeschlossen, doch die kommen recht häufig vor! Vor der Abfahrt wählte Boris aus seiner Sammlung zehn CDs aus und bestückte damit den CD-Changer im Wagen: Beatles, Emmerson, Lake and Palmer, Hendrix, Dylan, Chemical Brothers und der gleichen mehr. Während der Fahrt kam es dann zu einem interessanten Effekt: zwischendurch schaltete sich der Verkehrsfunk automatisch ein. In Kombination mit dieser Musik entstand richtige Avantgardkunst!

Wie wir gehofft hatten trafen wir kurz vor Neun in Berlin ein. Die Fahrt auf der AVUS war beeindruckend: das erste, was wir sahen, war ein grandioses Feuerwerk (natürlich zu Ehren Aquariums :) ). Aus dem Zentrum drang ein hellgrüner Laserstrahl in den Himmel, der bereits vom Stadtrand aus zu sehen war. Einfach himmlisch!

Nur ein paar Tage zuvor hatten wir das Hotel umgebucht: wir konsultierten Boris, der Charlottenburg bevorzugte - hier kannte er sich recht gut aus (besser als Chris, wie sich später bei der Suche eines Restaurants herausstellte!). Wir luden das Gepäck aus und fuhren zum "Schalasch", dem russischen Jugendzentrum, in dem Pawel arbeitet und wo auf uns bereits Fans und das Abendessen warteten. Der Abend war unter dem Motto "Russische Emigranten treffen ihr Idol" organisiert worden, um am Vorabend des Konzerts noch ein Artikel in der Zeitung veröffentlichen zu können. Kurz gesagt - Promotion. Business as usual...

Boris saß an einem Tisch mit seinen Anhängern und Journalisten, am Nebentisch saßen die restlichen Bandmitglieder und die Tourbegleiter. Bei ihnen stand auch alle Speisen. BG kam so gar nicht zum Essen. Wir werden auf die Pressekonferenz nicht weiter eingehen, da sie sich durch Inkompetenz und sogar Taktlosigkeit einiger Journalisten auszeichnete (natürlich nicht aller!). Ein typisches Beispiel für ein intellektuelles Niveaugefälle der Gesprächspartner. Am Ende überschritt einer dieser "Fachleute" die Grenzen der Höflichkeit und versuchte Boris mit Fragen wie "Nun, all diese Lamas - glauben Sie denn nicht, dass das nur ein verlogenen Spiel mit der Religion auf der Jagd nach Dollars ist?" zu provozieren. Ein trauriger Fall. Jungs, ihr wisst gar nicht, mit WEM zu sprechen ihr die Möglichkeit hattet...

Im Ergebnis dieser Pressekonferenz wurden zwei Zeitungsartikel veröffentlicht: einer in der "Junge Welt" ein anderer in der "Berliner Zeitung". Und ist noch die Ankündigung in der "Zitty", der Veranstaltungszeitschrift Berlins. Es war noch nicht Mitternacht, als die Leute sich aufmachten - das Konzert am Vorabend und die Fahrt quer durch Deutschland (von fast einem Ende zum anderen) hinterließen bei allen ihre Spuren... Ich hatte vor, Boris, Ded und Stas ins Hotel zu bringen und versprach, nach dreißig Minuten wieder zurück zu sein. Doch da Boris nicht zu Abend gegessen hatte, beschloss er, noch in die Paris Bar vorbei zu schauen. Okay, dachte ich. Ich bringe Stas, der vor Müdigkeit schon fast umfiel, ins Hotel und fahre zurück ins "Schalasch". Doch da es regnete, fuhr ich in die Bar zurück - auch wenn es von dort ins Hotel nur etwa zehn Minuten zu Fuß waren. Die beiden Anderen waren ohne Jacke und ich beschloss, sie auch noch ins Hotel zu fahren. Als ich die Bar betrat, saßen Boris und Ded bei Pernot und Käse. Boris bestellte sich noch Schnecken und bot Ded und mir an, sie zu probieren. Sweta rief auf dem Handy an und teilte mit, dass sie und Andrej bereits auf dem Weg nach Hause seien. Aber Boris teilte mit: "Lass uns noch irgendwo hingehen!". Nachdem er mich angesehen hatte, überlegte er es sich anders: "Oh, verzeih! Ich vergaß, dass du den halben Tag am Lenkrad gesessen hast. Lass uns ins Hotel fahren! Ich brachte sie ins Hotel zurück und kehrte nach Hause zurück.

Etwa noch zehn Minuten schauten wir zusammen mit Sweta, was es für Neuigkeiten auf unserer Homepage und auf dem Planet Aquarium. Wir stellten fest, dass es dort sehr lebhaft zuging und stellten uns die Frage: wozu benötigen die Jungen eigentlich noch Aquarium? Sie haben doch auch so ihren Spaß... :)

 

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